In Zukunft wird das Fahrrad einen größeren Raum in unserem Leben einnehmen
„Bei der Weiterentwicklung der Mobilität ist es ein bisschen wie bei der Evolution des Menschen“
Im Zuge unseres 25-jährigen Firmenjubiläums haben wir eine Reihe von Radexperten befragt, welche technischen Innovationen wir in den nächsten Jahren am Fahrrad erleben werden? Zusätzlich haben wir gefragt, was sie aus der politischen Richtung in Bezug auf die Radverkehrsförderung erwarten.
Als Abschlussfrage mussten alle Experten ihr Lieblingsrad benennen.
In den letzten zehn Jahren hat sich technisch gesehen viel am und um das Fahrrad getan.
Was dürfen wir in den nächsten zehn Jahren erwarten? Was werden innovative Neuerungen sein?
Hans Holzinger, General Manager der Scott Sports AG:
Neben unseren Bestrebungen, das Mountainbike oder das Rennrad als Sportgerät in Bezug auf Gewicht und Effektivität für den Wettkampf zu optimieren, wird natürlich die Evolution der elektrisch unterstützen Fahrräder im Mittelpunkt stehen. Hierbei werden wir integrative Lösungen mit effizienteren Antriebssystemen sehen. Mit zunehmender globaler Bedeutung der E-Bikes, wird auch die Innovationskraft der Komponentenhersteller an Fahrt aufnehmen. Funktionalität, Gewicht und nicht zuletzt Design werden eine herausragende Rolle spielen. Die anhaltende Diversifikation der Sortimente wird den Kundenkreis sowie die Auswahlmöglichkeiten erweitern, anwenderfreundliches digitales Equipment den Kundennutzen steigern.
Bernard Meyer (Geschäftsführer) Hercules GmbH:
In den nächsten Jahren werden sich die Pedelecs mit integrierten Akkus immer mehr durchsetzen. Das Gewicht wird sich verringern und die Rahmenrohre werden filigraner werden.
Marcus Pürner, Gründer der Marke CUBE
Das Fahrrad wird in Deutschland hauptsächlich zur Gestaltung der Freizeit genutzt oder um bei schönem Wetter das Auto zu ersetzen. In Zukunft wird das Fahrrad einen größeren Raum in unserem Leben einnehmen. Als Allwetter taugliches Vehikel werden wir damit ganzjährig in die Arbeit fahren und Einkäufe erledigen. Es wird das Auto in Teilbereichen ersetzen und Leute werden weniger Autos in ihrem Haushalt haben. Dies ist ein Ergebnis aus einem gesteigerten Umweltbewusstsein wie auch aus der Tatsache, dass Autofahren in unseren Städten so nicht mehr möglich sein wird.
Uwe Reinkemeier-Lay (Geschäftsführer) Raleigh Univega GmbH
Bei der Weiterentwicklung der Mobilität ist es ein bisschen wie bei der Evolution des Menschen. Wir haben gerade angefangen aufzustehen, aber laufen noch lange nicht aufrecht. Die Mobilität und damit auch das Fahrrad und E-Bike werden sich noch stark weiterentwickeln. Dabei geht es vor allem um ein stärkeres Zusammenwachsen aller Formen der Elektromobilität. In Zukunft wird die Vernetzung zwischen Mikromobilität (E-Scooter etc.), E-Bikes oder auch E-Autos eine Selbstverständlichkeit sein. Das gilt vor allem für den urbanen Raum, wird sich aber auch außerhalb der Metropolen zeitlich versetzt in diese Richtung entwickeln.
Heinrich Strößenreuther, Fahrrad-Aktivist und Verkehrsrebell im schwarzen Anzug
Das E-Bike wird schicker werden und mit stylischen Angeboten aufwarten. Ladeangebote jenseits des privaten Steckers werden ebenfalls mehr aufzufinden sein. Ansonsten haben Lastenräder, E-Trailer wie zum Beispiel Nüwiel und Familybikes noch viel Luft nach oben.
Ulrich Weiss (Global Sales Director), Kalkhoff Bikes / Derby Cycle Werke GmbH
Das ist eine sehr vielschichtige Frage – wenn wir es auf das boomende E-Bike Segment begrenzen wollen, haben wir hier zeitnah weitere Innovationen in der Batterietechnologie ebenso wie am E-Motor zu erwarten. Zusätzliche Themen wie veränderte Rahmenmaterialien, Konnektivität im Verkehrsverbund, oder einfach praktikabel elektronische Schlosslösungen, ebenso wie ABS Bremssysteme werden zum Standard. Hier ist zukünftig eine weiter hohe Entwicklungsdynamik zu erwarten, um das E-Bike weiter in den Alltag und als solides Verkehrsmittel zu etablieren.
Dirk Zwick, Geschäftsführer Hermann Hartje KG
Aus meiner Sicht wird das Thema Connectivity einen hohen Stellenwert einnehmen. Lösungen, welche die persönliche Mobilität mit dem digitalen Alltag verknüpfen, haben das Potenzial, Kunden einen hohen Mehrwert zu bieten. Ich sehe das Fahrrad zudem klar als Verkehrsmittel der Zukunft. Während es weiter an Bedeutung gewinnt, werden sich Marken durch individuelle Lösungen, technische Finessen und eigenständiges Design deutlicher voneinander abheben als bisher. Als Folge all dessen sehe ich eine schrittweise Entwicklung zum Fahrzeugbau hin mit High-Tech Elementen, wie wir sie traditionell aus der Autoherstellung kennen. Es wird ausgesprochen spannend, an dieser Evolution teilzuhaben.
Derzeit wird viel – auch im politischen Umfeld – über das Fahrrad als Verkehrsmittel bzw. die Radverkehrsförderung gesprochen.
Was werden Ihrer Meinung nach die nächsten Jahre in diesem Bereich bringen, was sind wünschenswerte Maßnahmen?
Hans Holzinger, General Manager der Scott Sports AG
Unter dem Eindruck der gerade erfolgten Klima(Europa)-Wahl, können wir davon ausgehen, dass sämtliche etablierte Parteien ihren Schwerpunkt in Richtung Ökologie, Nachhaltigkeit und Ressourcen-Management verschieben werden. Ein besseres politisches Umfeld kann sich die Fahrradindustrie kaum wünschen. Dies sollte sie nutzen und mit Nachdruck für Investitionen in die Radverkehr-Infrastruktur eintreten, d.h. vor allem für den Aus- und Neubau von Radwegen sowie für die Bereitstellung von gesicherten Stellflächen gerade in den Städten. Wünschenswert wäre eine dem E-Auto gleichgestellte Förderung des E-Bikes.
Bernard Meyer (Geschäftsführer) Hercules GmbH
Aufgrund der Abgasprobleme, die die Kraftfahrzeuge in den Innenstädten verursachen, wird die Politik dazu gezwungen werden, andere Wege zu gehen. Das E-Auto allein kann das Problem nicht kurzfristig lösen, dazu muss die Infrastruktur der Ladestationen besser ausgebaut werden. Der Abrieb der Autoreifen und der Bremsbeläge ist wahrscheinlich mindestens so schädlich wie die Abgase.
Die einzige vernünftige Möglichkeit ist das Pedelec; hier müssen die Städte wesentlich daran arbei-ten, dass die Radfahrer vernünftig und sicher in das Verkehrsnetz integriert werden, d.h. eigene Fahrwege bekommen. Zusätzlich sollte der Staat steuerliche Anreize bieten. Das Pedelec wird sich mit vernünftigen Konzepten immer mehr auch in der Innenstadt durchsetzen.
Marcus Pürner, Gründer der Marke CUBE
Um den Zusammenbruch des Autoverkehres in Innenstädten auch in Deutschland zu vermeiden, werden einschneidende Maßnahmen getroffen werden müssen.
Ähnlich wie in Paris werden Straßen teilweise für Autos gesperrt werden, um sie für Radfahrer zu öffnen. Auch ist davon auszugehen, dass mehr Radschnellwege gebaut werden, um Menschen in Städte zu bringen und Städte zu verbinden. Auch hier gibt es bereits Projekte in NRW, mit denen in ganz Deutschland flächendeckend zu rechnen ist.
Uwe Reinkemeier-Lay (Geschäftsführer) Raleigh Univega GmbH
Die Priorisierung der Elektromobilität in allen Formen muss zukünftig Kern aller Verkehrsplanungen sein. Zunächst im städtischen Bereich, aber auch im ländlichen Umfeld. Dabei sprechen wir von Infrastrukturmaßnahmen wie ein ausgebautes Radwegenetz, aber auch über mehr Verwahrmöglichkeiten, um Diebstahl und Vandalismus vorzubeugen. Ganz wichtig werden aber auch individuell auf die Nutzer zugeschnittene Mobilitätslösungen. Hier wird der Besitz nicht mehr im Vordergrund stehen, sondern die am besten geeigneten Mobilitätsangebote. Was hier möglich ist, sehen wir bereits in den Niederlanden, wo beispielsweise Abo- oder Leasingangebote neue Maßstäbe setzen.
Heinrich Strößenreuther, Fahrrad-Aktivist und Verkehrsrebell im schwarzen Anzug
Der Berlin-Standard mit geschützten, zwei Meter breiten Radwegen an allen Hauptstraßen, geschützte und sichere Kreuzungsdesigns und Fahrradstraßen ohne Kfz-Durchgangsverkehr werden zunehmend in den Städten zu sehen sein. Die Radentscheids-Bewegung (kommunale Bürgerentscheide, um den Radwegeausbau zu boosten) wird sich weiter fortsetzen und eine entsprechende Landes- und Bundespolitik nach sich ziehen. Der Radverkehr wird eine Renaissance erleben – von Staus, vom Image, von der kindertauglichen Infrastruktur bis hin zu stauvermeidenden Radschnellwegen.
Ulrich Weiss (Global Sales Director), Kalkhoff Bikes / Derby Cycle Werke GmbH
Die ersten zögerlichen Ansätze sind ja bekannt. Radautobahnen – Zubringer in Ballungsgebieten sind ja im Gespräch bzw. in der Umsetzung. Grundsätzlich ist aber die Radinfrastruktur, gerade in Ballungsräumen, nicht zufriedenstellend (freundlich gesagt). Nachbarländer wie Holland oder auch Dänemark zeigen doch exemplarisch was nötig ist, um deutlich mehr Pendler zu aktivieren.
Wünschenswert ist in meinen Augen, jede Hauptstraße mit einer Fahrradspur zu versehen. Bei jeder kommunalen Straßenbaumaßnahme sollte die Verpflichtung bestehen, den Radverkehr mit einzubinden. Fahrzeuge aus Ballungsräumen auszusperren, das Verkehrsaufkommen zu reglementieren kann doch nur funktionieren, wenn passende Alternativen, Nahverkehrskonzepte angeboten werden. Das ist heute leider immer noch nicht der Fall.
Der frühe Ansatz von Park&Ride Plätzen kann sowohl mit Nahverkehrsmaßnahmen, aber auch mit Radzubringern ergänzt werden. Wie gesagt, ein Blick nach Holland würde lohnen, auch was die Bauzeiten betrifft.
Dirk Zwick, Geschäftsführer Hermann Hartje KG
Das Fahrrad ist schlicht das ökologischste und flexibelste Verkehrsmittel. Neben dem ÖPNV wird es sich weiter in der urbanen Mobilität etablieren, seine Bedeutung wird hier die des Autos in Zukunft übersteigen. Dazu braucht es eine innovativere Städteplanung sowie ein breiteres Angebot an E-Bike-Ladestationen statt Strom-Tankstellen für E-Autos. Damit die Mobilität auf langen Strecken gleichzeitig sauberer wird, sollte die Bundespolitik alternative, umweltfreundliche Energiequellen für PKWs verstärkt fördern. Die Lokalpolitik wiederum sollte vor den Toren der Stadt attraktive Bedingungen für Elektro-Autos schaffen, analog zu den bewährten Park & Ride- und Pendler-Parkplätzen.
Wofür nutzen Sie ihr Lieblingsfahrrad hauptsächlich – und welches ist es?
Hans Holzinger, General Manager der Scott Sports AG
Erst seit ca. zwei Wochen habe ich ein neues Lieblingsfahrrad: ein ADDICT GRAVEL mit Sonderlackierung, dass ich zu meinem 30-jährigen Firmenjubiläum bekommen habe. Grundsätzlich nutze ich meine Räder zur sportlichen Betätigung am Wochenende, meist zu einer Mountainbike- oder Rennradrunde vor dem Frühstück. Wahrscheinlich kommt durch mein Lieblingsbike zukünftig die eine oder andere Ausfahrt während der Mittagspause dazu.
Bernard Meyer (Geschäftsführer) Hercules GmbH
Für mich gibt es zwei Lieblingsräder, eines für die tägliche Fahrt zur Arbeit und eines, das ich als Camper an der Nordsee nutze.
Für den Arbeitsweg und für lange Strecken in der Freizeit nutze ich das Futura I F 14. Es hat einen CX Motor mit einer 14G Rohloff Nabe. Diese kann elektronisch geschaltet werden und das sogar unter Last – das reine Fahrvergnügen!
An der Küste bin ich mit einem Rob Fold unterwegs, ein Falt-Pedelec. Es ist das ideale Rad für Camping, Boot und für den urbanen Verkehr – Gratismitnahme in der Bahn und öffentlichen Ver-kehrsmitteln inklusive.
Zusammengefaltet kommt es in die Hercules-Transporttasche und auf diese Weise kann ich es ohne Probleme in meinem California mitnehmen. Das Rob Fold wird so nicht verschmutzt oder durch Steinschlag beschädigt (anders als bei einem Transport auf einem Fahrradträger).
Marcus Pürner, Gründer der Marke CUBE
Mein Lieblingsfahrrad ist ein Cube Stereo 120 hybrid. Am meisten Spaß damit habe ich, wenn ich es in meiner Freizeit benutze. Dabei ist es egal, ob ich einfach
ein paar Kilometer zum nächsten Wirtshaus fahre oder mit Freunden die Trails
im Fichtelgebirge unsicher mache. Das Bike ist für alles zu haben.
Uwe Reinkemeier-Lay (Geschäftsführer) Raleigh Univega GmbH
Ich fahre noch und immer wieder gerne unser erstes E-MTB von UNIVEGA. Ein Prototyp mit 26-Zollreifen und einem Panasonic Mittelmotor.
Heinrich Strößenreuther, Fahrrad-Aktivist und Verkehrsrebell im schwarzen Anzug
Ein Canyon Commuter in Blau für meine täglichen Wege und die monatliche Critical Mass. Ausflüge mit dem Fahrrad mache ich kaum, bin aber mit dem Rad im Berufsverkehr mit Adrenalin-Kick unterwegs. Seit kurzem teste ich ein i:sy, da meine täglichen Strecken durch einen privaten Umzug über die 10-km-Schweiß-Grenze gewachsen sind und ich als Verkehrsexperte das E-Biken als User besser verstehen will.
Ulrich Weiss (Global Sales Director), Kalkhoff Bikes / Derby Cycle Werke GmbH
Aktuell nutze ich das Kalkhoff Endevaour 5 Excite mit Shimano Motor für die kurzen Wege im Ort und für die Ausfahrten mit meiner Frau. Parallel dazu habe ich ein Focus E-MTB – das 29er Jam² für die Berge. Das nutze ich auch, wenn ich als Vertriebsmann mit dem Auto unterwegs bin.
Dirk Zwick, Geschäftsführer Hermann Hartje KG
Ich freue mich jedes Mal, wenn ich mit meinem Kompaktrad von i:SY unterwegs bin. Mein eigenes nutze ich für allerlei Wege in der Stadt. Es ist wendig und komfortabel, dank der angenehmen Sitzposition und mit elektrischem Rückenwind bin ich entspannt unterwegs – das ist urbane Mobilität pur.
Christian
Christian fährt Fahrrad seit er denken kann. Nach dem ersten Kinderfahrrad mussten seine Eltern ihm ein Bonanza Fahrrad schenken. Im jugendlichen Alter machte er mit seinem BMX die Wälder unsicher.
Heutzutage fährt er am liebsten Mountainbike, egal ob über die Alpen oder durch die Stadt – für Christian funktioniert ein MTB überall und immer. Er arbeitet daher voller Überzeugung im Onlinemarketing für Lucky Bike.