Tests
Schicker Stahlrahmen trifft auf hochwertige Technik

Test: VSF Fahrradmanufaktur GX-500

Der Markt für Gravelbikes ist umkämpft. Hier herauszustechen, ist nicht einfach. VSF möchte es mit seiner Gravel-Serie „GX“ dennoch probieren und verpasst allen Modellen der GX-Serie einen schicken Stahlrahmen. In unserer Review schaue ich mir das Einstiegsmodell, das GX 500, an.

Das
ist
gut
  • Toll verarbeiteter Rahmen aus Stahl
  • Gravel-spezifische SRAM APEX XPLR-Gruppe
  • Gesamtgewicht fast auf dem Level eines Alu-Rads
  • Viele Anschraubpunkte für Flaschen, Taschen & Co
Nicht
so
gut
  • Felgen nicht Tubeless-Ready

Unser Lucky Guide Matthias hat das VSF Fahrradmanufaktur GX-500 für 2.399,90 Euro (UVP) getestet und schildert hier seine Eindrücke.

Erster Eindruck des VSF GX-500: Stahl stiehlt die Show

Wenn beim Bike-Fotoshooting jedes Bild einfach toll aussieht, weißt du, dass du ein schickes Bike vor dir stehen hast. VSF Fahrradmanufaktur, eine Marke aus Oldenburg, hat mit der GX-Serie eine beeindruckende Reihe schöner Gravelbikes auf dem Markt gebracht. Das Besondere ist der in Oldenburg gefertigte Stahlrahmen in Kombination mit modernen, zuverlässigen Komponenten von SRAM oder Campagnolo. Nun habe ich aus der Reihe das Einstiegsmodell, das Gravelbike GX-500 vor mir, und beim Blick auf den dünnen Stahlrahmen kommen direkt nostalgische Gefühle auf. Die Farbe, die VSF für „mein“ Exemplar verwendet, nennt sich dry terracotta und veredelt den ersten Eindruck.

Am Rahmen selbst fallen noch zwei weitere Dinge auf. Kabel für Bremsen und Schaltung verlaufen unten am Rahmen entlang und sind nicht durch den Rahmen geführt. Damit leidet zwar etwas die sonst cleane Optik, aber dafür freut sich jeder Mechaniker, der an dem Rad arbeiten darf. Züge und Leitung sind so deutlich schneller und einfach zu tauschen, was bei einem Bikepacking-Rad viel Wert sein kann. Zudem gibt es viele Anschraubpunkte am Rahmen, um nicht nur Flaschen, sondern auch Taschen anzubringen. Die Modelle aus der GX-Serie weisen viele Anschraubpunkte auf und machen deutlich, was VSF mit dieser Serie schaffen wollte: Einen schicken, robusten und zuverlässigen Begleiter für kleine und große Bikepacking-Abenteuer.

Am Ende muss man auch kurz das Gewicht ansprechen. Klar, es ist mit 11,5 Kilogramm etwas schwerer als vergleichbare Modelle aus Carbon oder Aluminium – aber eben nicht viel. Es wiegt beispielsweise nur 150 Gramm mehr als das Focus Atlas 6.7 Gravelbike mit Alu-Rahmen. Es gibt aber viele Gründe – allein der einzigartige Look das Rahmens – die diesen ohnehin marginalen Nachteil aufwiegen.

VSF GX 500: SRAM Apex XLPR für Entdecker

Über den Stahlrahmen habe ich im vorherigen Absatz bereits geschwärmt. Spannend ist da noch, was u.a. am Rahmen und an anderen Stellen von VSF verbaut worden ist. Zunächst wandert mein Blick über die Schaltgruppe. Diese stammen von dem – für seine 1-fach-Schaltungen bekannten – Hersteller SRAM. Es handelt sich dabei um die Apex-XPLR-Gruppe. XPLR steht für Explorer und ist eine der wenigen 1-fach-Schaltungen für Rennräder oder Gravelbikes. Vorne an der Kurbel kommt dementsprechend ein Kettenblatt zum Einsatz, während die Kette am Hinterrad über zwölf verschiedene Ritzel gleitet. Die Bandbreite der Übersetzung dürfte bei Anstiegen sehr gut passen, nur beim größten Gang kommt es nicht ganz an die Entfaltung eines Rennrads mit 2-fach ran. Das ist aber mehr als verschmerzbar, da der Fokus bei dem VSF-Gravelbike mehr Geländetauglichkeit als auf Geschwindigkeit liegt.

Gebremst wird ebenfalls mit SRAM-Apex-Komponenten und zudem hydraulisch, was in allen Situationen genügen sollte. Das GX-500 Gravelbike rollt auf den bekannten und bewährten, 45mm-breiten Schwalbe G-One in der neuen „R“-Variante. Die Erfahrung zeigt, dass man damit über die meisten Untergründe ob trocken oder nass gut und vor allem schnell fahren kann.

Ein kleinen Punkteabzug gibt es für die Ryde DP19-Felgen. Diese sind zwar recht leicht, aber leider nicht „Tubeless Ready“. Für mich kein Problem, aber für diejenigen, die auf Tubeless-Reifen setzen, ein absolutes No-Go.

Sehr angenehm ist der erste Eindruck vom wertigen Cockpit mit dem breiten Lenker der mit einem hochwertigen Lenkerband von fi’zi:k ausgestattet ist. Gerade auf längeren Touren ist gutes Lenkerband nicht zu unterschätzen.

Das VSF500 im Praxistest: Moderner Retro-Spaß

Die wichtigste Frage ist natürlich: Merke ich das Gewicht? Beim entspannten Radeln durch den Düsseldorfer Süden erstmal nicht viel. Sobald es zügiger und wendiger zugeht oder ich im Wiegeschritt die kleine Autobahnbrücke hochradle, merke ich dann doch den Gewichtsunterschied zu meinem zwei Kilo leichteren Carbon-Gravel. Aber ist das ein Nachteil? Überhaupt nicht. Ich mag, wie das Gravel satt auf der Straße liegt, viel Komfort bietet und trotzdem ordentlich Vortrieb gibt, wenn ich in die Pedale trete. Natürlich wird es bei kilometerlangen Berganstiegen nicht leichter, aber wie oft fahre ich die? Dafür haben ich einen tollen, geschmeidig fahrenden Gravelrenner unter mir, mit dem ich elegant von A nach B komme.

Über Komponenten von SRAM muss man eigentlich keine großen Worte verlieren. Es handelt sich schließlich bei der Schaltgruppe um eine 1-fach-Schaltung, die speziell für den Einsatz an Gravelbikes entwickelt wurde. Egal, ob die Kette auf das großen oder das kleine Ritzel flitzen soll, die Schaltung erledigt es souverän. Die hydraulischen Scheibenbremsen sind ebenfalls über jeden Zweifel erhaben. Auch steilere Abfahrten sollten damit keine Probleme bereiten. Man könnte nur noch fragen, ob die Schalt- und Bremshebel gut erreichbar sind. Ich hatte hier aber keinerlei Probleme, sowohl beim Ober- als auch Unterlenker. Letzterer ist übrigens nicht so sehr nach außen gedreht – auch Flair genannt – wie es bei einigen anderen Gravelbikes der Fall ist. Natürlich geht es beim Flair auch um die Frage der Kontrolle über das Bike bei unebenen Untergründen, aber für mich, der auch viel mit dem Rennrad unterwegs ist, ist der Lenker optimal.

Fazit: Hochwertig und nostalgisch

Am Ende bleibt, dass man mit diesem Bike alles richtig macht. Gerade wenn man sich eine Reminiszenz an frühere Bikes gepaart mit toller Technik wünscht, kommt das GX-500 sofort in Frage. Der schlichte und schöne Stahlrahmen mit seinen vielen Anschraubpunkten sowie die hochwertigen und zuverlässigen Komponenten machen es zu einem tollen Gravelbike. Auch wenn VSF mit dem GX-500 besonders Freundinnen und Freunde längerer Touren im Blick hat, macht das Bike auch als schicker Stadt-Renner eine gute Figur.

Die nächste Stufe in der GX-Reihe von VSF ist das GX 700, das mit einer elektronischen Schaltung von SRAM und einem Nabendynamo aufwarten kann. Das Upgrade schlägt deshalb mit nur 300 Euro zu Buche.

Vergleichbare Stahl-Gravelbikes von anderen Herstellern sind eher rar gesät, daher empfehle ich dir auch vergleichbare Aluminium-Bikes. Im gleichen Preissegment, ebenfalls mit SRAM Apex bestückt, befindet sich das Trek Checkpoint ALR 5.

Veröffentlicht am 22. Mai 2024

Matthias

Schon als Kind im flachen Ostfriesland war das Rad das Fortbewegungsmittel Nr. 1.
Mittlerweile hat es ihn ins Rheinland in den Großstadtdschungel Düsseldorf verschlagen, aber auch hier hat sich eines nicht geändert: Das Bike ist immer dabei. Neben den alltäglichen Touren fährt er regelmäßig mit dem Rennrad in den niederrheinischen Weiten.

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