Sind Gravelbikes die einzige Alternative zwischen Rennrad und Mountainbike?

Das Gravelbike – mehr Hype als sinnvoller „Lückenfüller“?

Dass Rennräder und Mountainbikes sehr unterschiedlich sind und eine große Lücke zwischen diesen Fahrradkategorien klafft, dürfte jedem bewusst sein. Wer ein Fahrrad in dieser Lücke gesucht hat, musste sich bis vor einigen Jahren mit einem Cyclocrosser oder Crossbike (sportliches Trekkingbike) begnügen. Seit ein paar Jahren scheint diese Lücke nun von Gravelbikes dominiert zu werden.

Gravelbikes sind angesagt wie nie! Offensichtlich sind sie kein kurzweiliger Trend, der – wie die oft zitierte Sau – durchs Fahrrad-Dorf getrieben wird. Gravelbikes sind gekommen (2015 in den USA übrigens die ersten), um zu bleiben. Doch was macht den Hype um Gravelbikes aus? Und schließen Gravelbikes überhaupt eine Lücke?

Um die Antwort zu dieser Frage direkt zu geben: Aus meiner Sicht ist das Gravelbike ein ernstzunehmender Lückenfüller zwischen Rennrad und MTB. Es ist das Bindeglied zwischen den Welten der schmalen und der breiten Reifen. Damit kommt es nicht nur bei Unentschlossenen, sondern auch bei Radfahr-Rookies oder Wiedereinsteigern gut an. Die Fahrradkategorie Gravelbike hat aus meiner Sicht eine absolute Berechtigung! 

Was macht ein Gravelbike aus?

Ein Gravelbike ist positioniert als ein Rad für sehr viele Fälle. Einfach ausgedrückt, handelt es sich um ein komfortables Rennrad, das auch abseits befestigter Wege, wie z.B. Schotterwege, funktioniert (Anm.: Gravel = Schotter). 

Wenn ich die Fahrradkategorie definieren müsste, lautete die Definition: Ein Gravelbike ist ein Fahrrad mit mittelbreiten 28- oder 27,5-Zoll-Reifen, einem Rennradlenker und -schaltung. Es ist vielseitig ausgelegt und erfüllt auch auf langen Strecken und unterschiedlichsten Untergründen seinen Dienst. Dabei ist es vergleichsweise schnell und bietet vielseitige Optionen in Bezug auf das Bikepacking und längere Touren.

Um diese kurze Definition mit erklärenden Fakten zu unterfüttern, betrachte ich das Gravelbike im Folgenden im Vergleich zum Cyclocrosser und dem Crossbike, weil sie sich auch in der Lücke zwischen den spezialisierteren Rennrädern und Mountainbikes befinden. Einen weiteren Vergleich stelle ich im Anschluss auch zum Rennrad und zum Mountainbike an.

Gravelbike oder Cyclocrosser (auch Crosser oder Crossrad)

Die vielleicht kleinste Lücke des Gravelbikes besteht zum Cyclocrosser, früher Crossrad genannt. Obwohl sich beide Fahrradkategorien in den letzten Jahren bei einigen Herstellern angenähert haben, bestehen weiterhin Unterschiede in der Rahmengeometrie, der Höhe des Tretlagers, der Breite der Reifen und der Übersetzung. Nichtsdestotrotz verläuft die Grenze zwischen beiden fließend. 

Die Rahmengeometrie eines Cyclocrossers ist aggressiver als die eines Gravelbikes. Ein Cyclocrossrad ist auf Schnelligkeit und Agilität getrimmt. Im Gegensatz zu einem Cyclocrosser haben Gravelbikes einen längeren Radstand, was für eine ruhigere, komfortablere Fahreigenschaft sorgt. Der Rahmen eines Cyclocrossers ist nicht so flach wie der eines Gravelbikes, so dass man es besser schultern kann. Das Tretlager am Cyclocrosser sitzt der Agilität wegen höher. 

Ein Cyclocrosser ist das richtige Rad für dich, wenn du ein agiles und schnelles Rad suchst, dass auf kürzeren Strecken auf- und abseits der Straße richtig Spaß macht. Willst du hingegen längere Touren auf unterschiedlichen Untergründen unternehmen, könnte ein Gravelbike aufgrund des Sitzkomforts und der Vielseitigkeit für dich eher in Frage kommen. 

Daneben kann ein Cyclocrosser auch für Rennradfahrerinnen und -fahrer als Zweitrad interessant sein, die im Winter mit den breiteren und profilierteren Reifen mehr Sicherheit auf rutschigen Untergründen bekommen. 

Gravelbike oder Crossbike?

Unter einem Crossbike versteht man in der Regel ein sportliches Trekkingrad – ohne Schutzbleche, Ständer oder Gepäckträger. Das Crossbike ist eine Mischung aus Trekking- und Mountainbike. Der gerade Lenker, die Schaltung sowie die – häufig verbaute – Federgabel am Crossbike stammen meist aus dem Trekking-Bereich. Ein Crossbike bringt deshalb häufig etwas mehr Gewicht auf die Waage als ein Gravel- oder Mountainbike. 

Im Prinzip eignen sich beide Radtypen für ähnliche Einsatzzwecke: Längere, verhältnismäßig komfortable Radtouren mit der Möglichkeit, Gepäckträger zu montieren. Mit einem Gravelbike bist du deutlich schneller unterwegs. Der Rennradlenker ermöglicht dir, tiefer zu greifen, um dem Fahrtwind jederzeit trotzen zu können. Mit einem Crossbike bist du hingegen – dank Federgabel und geradem Lenker – komfortabler, aber auch langsamer unterwegs. Im Zweifel solltest du für dich zwei Fragen beantworten: Möchte ich lieber ein Rad mit einem Rennradlenker oder einem geraden Lenker und bevorzuge ich eine leichte Starrgabel oder eine komfortable Federgabel?

Das Gravelbike zwischen Rennrad und Mountainbike

Das Gravelbike steht irgendwo zwischen Rennrad und Mountainbike und ist im Vergleich zu beiden Spezialisten vielseitiger einsetzbar. Das Rennrad ist leichter und schneller, aber limitiert auf feste Untergründe. Das Mountainbike ist auf Trails und raues Gelände optimiert, aber auch schwerer und langsamer auf befestigten Strecken. Im Gegensatz zu beiden Kategorien eignet sich das Gravel perfekt zum beliebten Bikepacking beziehungsweise für Mehrtagestouren.

Ob deine Wahl auf ein MTB oder ein Gravel fallen sollte, lässt sich am besten beantworten, wenn du dir überlegst, wie viel du zukünftig auf Trails und im Gelände unterwegs sein wirst. Ja, man kann mit einem Gravelbike auch einen Trail fahren, nur Spaß macht das auf Dauer eher nicht. Willst du hingegen ein Fahrrad, mit dem du neben befestigten Untergründen auch Wald- und Schotterwege auf langen Strecken befahren kannst, wird ein Gravel interessant. 

Für die Entscheidung zwischen Mountainbike und Gravelbike ist folgende Aussage entscheidend: Je mehr Trail, Wurzel, Steine und Felsen, desto eher ist das Mountainbike die richtige Wahl für dich. Bedenken solltest du auch, dass das sichere Fahren auf einem Mountainbike weit weniger Fahrtechnik benötigt als das sichere Manövrieren eines Gravelbikes. Ein MTB verzeiht mehr Fahrfehler als ein Gravel. 

Anhand der bis hierher gemachten Aussagen sollte verständlich sein, wann für dich eher ein Rennrad und wann eher ein Gravelbike in Frage kommt. Wenn du fast nur auf Asphalt, befestigten Wegen und möglichst schnell unterwegs sein willst, liegst du mir einem Rennrad richtig. Wenn du aber auch mal rechts oder links in den Wald und die Wildnis einbiegen willst, dann leg dir ein Gravelbike (für komfortables Befahren langer Strecken) oder Cyclocrosser (für schnelles Fahren kurzer Strecken) zu. 

Tatsächlich kann ein Gravel– oder Cyclocrossbike auch eine hervorragende Ergänzung für die Freundinnen und Freunde von MTB und Rennrad sein. In beiden Fällen erweitert ein Gravel oder Crosser die Freude am Radfahren. Der bislang Rennradfahrende kann ungewöhnliche Touren erkunden, der Mountainbikende kann neue Durchschnittsgeschwindigkeiten und Distanzen erleben. 

Eine persönliche Note möchte ich hier am Schluss noch hinzufügen. Ich, als eingefleischter Mountainbiker, habe mir vor einigen Monaten ein Gravel zugelegt, weil ich längere Touren mit höherem Speed fahren wollte. Die Lücke vom MTB zum klassischen Rennrad war mir zu groß, daher fiel meine Wahl auf ein Gravelbike. Nach nun einigen Monaten und recht vielen Kilometern mit meinem Cube Nuroad Race ist mein Gravel für mich ein absolut sinnvoller Lückenfüller, den ich schon jetzt richtig liebgewonnen habe.

Du hast noch weitere Fragen zum Thema Gravelbikes? Hier findest du unsere Gravelbike-Kaufberatung.

Veröffentlicht am 05. November 2021

Christian

Christian fährt Fahrrad seit er denken kann. Nach dem ersten Kinderfahrrad mussten seine Eltern ihm ein Bonanza Fahrrad schenken. Im jugendlichen Alter machte er mit seinem BMX die Wälder unsicher.
Heutzutage fährt er am liebsten Mountainbike, egal ob über die Alpen oder durch die Stadt – für Christian funktioniert ein MTB überall und immer. Er arbeitet daher voller Überzeugung im Onlinemarketing für Lucky Bike.

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