Der Fahrrad-Check im Frühjahr
Der klassische Frühjahrsputz ist nicht nur in der eigenen Wohnung notwendig, auch das eigene Fahrrad oder E-Bike freut sich darüber. Dabei spielt es keine Rolle, ob dein Rad im „Winterschlaf“ war oder über die Wintermonate gefahren wurde. Bevor du dein Rad in der Saison wieder regelmäßiger nutzt, ist es sinnvoll, selbst nach dem Rechten zu schauen und dem Rad etwas Pflege zu spendieren. Mit etwas handwerklichem Geschick kannst du, wenn nötig, sogar das ein oder andere Teil selbst austauschen. Mit diesem Beitrag zeigen wir dir, wie du dein Fahrrad schonend reinigen kannst und worauf du achten musst, damit du auch im Frühjahr sicher unterwegs bist.
Hinweis: Unser kleiner Fahrrad Check-Up ersetzt natürlich nicht die Inspektion durch eine Fachwerkstatt. Dennoch kannst du mit wenigen Handgriffen für mehr Fahrspaß sorgen, die Haltbarkeit der Komponenten verbessern und so mittelfristig sogar Geld sparen.
Das brauchst du für den Fahrrad-Check
Je mehr Fahrrad-spezifisches Werkzeug du für deine „Do-it-yourself-Inspektion“ hast, desto besser. Allerdings kommst du auch mit einer Grundausrüstung relativ weit. Folgendes Werkzeug und Hilfsmittel benötigst du:
· Schwamm und Eimer (mit warmen Wasser)
· Bürste und Tücher
· Schmier- und Reinigungsmittel
· Satz Innensechskantschlüssel
· 15-Millimeter-Maulschlüssel
· Kreuz- und Schlitzschraubendreher
· Luftpumpe
Nicht zwingend notwendig, aber hilfreich:
· Fahrradreiniger
· Montageständer
· Fahrrad-Multitool
· Kettenverschleißlehre
· Fahrrad-Werkzeugkoffer
Als erstes solltest du dein Rad komplett reinigen. Und ja, der Hochdruckreiniger ist verlockend, aber definitiv nicht zu empfehlen. Denn der hohe Druck entfernt nicht nur den Schmutz, sondern sorgt auch dafür, dass Wasser und Dreck in die Lager eindringen und Schäden verursachen können. Es ist also Handarbeit gefragt. Mit warmem Wasser, Fahrradreiniger, Schwamm und Bürste bist du gut ausgerüstet. Und schon kann es losgehen. Arbeite dich am besten von oben nach unten durch und entferne zunächst den groben Dreck. Anschließend kannst du mit einem Baumwolltuch oder einem alten T-Shirt den verbliebenen Schmutz entfernen und das Rad abtrocknen. Nach der Grobreinigung kannst du dich um die besonders schmutzigen Teile im Bereich des Antriebs kümmern. Wenn deine Kette Spuren von Flugrost hat, trage zunächst ein spezielles Fahrradkettenöl oder Pflegeöl auf.
Hinweis: Achte insbesondere bei Scheibenbremsen darauf, dass du kein Öl in Richtung der Bremsen sprühst. Am besten du trägst Sprühöl indirekt – also immer erst auf ein Tuch – auf, um die Gefahr der Kontamination von Bremsbelägen und -scheiben – zu umgehen. Alles Wichtige rund um das Thema „Scheibenbremsen“ erfährst du auch in unserem Beitrag: Die häufigsten Probleme mit Scheibenbremsen.
Kette und Schaltung richtig reinigen
Mit einem öligen Tuch kannst du eine verdreckte oder leicht rostige Kette wunderbar reinigen. Bei einer Kettenschaltung solltest du auch dem Schaltwerk viel Aufmerksamkeit bei der Reinigung schenken. An den Schaltröllchen sammelt sich oft eine Mischung aus Dreck & Öl, die für einen erhöhten Verschleiß sorgt. Für die schnelle Reinigung kannst du den Schlitzschraubendreher nutzen. Einfach die Kurbel rückwärts bewegen und schon kannst du den Schmutz von den Schaltröllchen ganz leicht entfernen. Anschließend kannst du etwas Kriechöl auf die Kette und die beweglichen Teile an Schaltwerk oder Umwerfer (sofern vorhanden) oder an die Enden der Schaltzüge auftragen.
Alles zum Thema Pflegemittel findest du auch auf unserem Youtubekanal: Die richtigen Pflegemittel für das Fahrrad | Diese Pflegemittel brauchst du!
Federelemente richtig reinigen
Auch die Federgabel beziehungsweise Dämpfer und gefederte sowie absenkbare Sattelstützen gehören zu den beweglichen Teilen, die regelmäßig gereinigt werden sollten. Hierfür solltest du ein möglichst sauberes Tuch nehmen, das du zuvor mit etwas Öl eingesprüht hast. Achte darauf, dass du das Tuch nur horizontal entlang der Dichtungen bewegst. So verhinderst du, dass Kratzer entstehen, die für Undichtigkeiten sorgen können. Wenn dein Bike besonders aufwändige und hochwertige Federelemente besitzt, solltest du im besten Fall nach jeder Fahrt die Staubabstreifer vorsichtig reinigen. Ansonsten kann sich Dreck in die Federelemente „hineinarbeiten“.
Hinweis: Achte bei besonders bei hochwertigen Federelementen, beispielsweise von (E-)Mountainbikes, unbedingt auf die vom Hersteller empfohlenen Wartungsintervalle, um die Funktion und Haltbarkeit zu gewährleisten.
Reifen-und-Räder-Check
Wenn du es nicht schon getan hast, pumpe jetzt die Reifen mit dem empfohlenen Luftdruck auf. Diese Werte findest du auf der seitlichen Flanke des Reifens. Kontrolliere anschließend ob der Reifen den Druck hält und ob er Verschleißspuren zeigt. Häufig ist das zuerst beim hinteren Reifen der Fall, da auf diesem mehr Belastung liegt. Wenn die Reifen nur noch sehr wenig Profil oder Risse aufweisen, lohnt sich der Austausch, um auf den nächsten Touren sorgenfrei unterwegs zu sein. Weitere Informationen zum Thema findest du in unserem Blogbeitrag: Alles zum Fahrradreifen – Teil 1: Was besagen die Bezeichnungen auf Fahrradmantel und Fahrradschlauch?
Als nächstes solltest du die Laufräder – also die Gesamtheit aus Felgen, Speichen und Naben – kontrollieren. Prüfe den festen Sitz der Achsen beziehungsweise der Schnellspanner. Achte darauf, dass die Räder möglichst frei und gerade laufen. Solltest du einen Seiten- oder Höhenschlag feststellen, kontrolliere zuerst, ob der Reifen richtig sitzt. Oftmals wirkt auch ein schlecht sitzender Reifen wie eine „Acht“ in der Felge. Wie du einen Seitenschlag bei einem Laufrad zentrieren und die Speichenspannung kontrollieren kannst, zeigen wir in unserem Video: Laufrad zentrieren.
Bremsen-Check
Sollte dein Rad über mechanische Bremsen verfügen, achte darauf, dass die Bremszüge (auch Bowdenzüge genannt) und die Bremskörper leichtgängig sind. Zur Verbesserung der Schmierung kannst du etwas Kriechöl auf die Enden der Außenhülle und den Bremszug auftragen. Anschließend kannst du die Stärke der Bremsbeläge kontrollieren. Bei Felgenbremsen besitzen die Beläge Rillen, an denen du den Verschleiß oft gut erkennen kannst.
Tipp: Um die Haltbarkeit einer Felgenbremse und deren Bremswirkung zu verbessern, sollte man alle paar Monate die Felgenflanken mit Bremsenreiniger oder Reinigungsbenzin und einem Papiertuch von Dreck befreien.
Bei Scheibenbremsen ist es oft etwas schwieriger, da der Materialabtrag geringer ausfällt und die zwischen den Bremsbelägen verbaute Bremsscheibe den Blick auf die Bremsbeläge erschwert. Hier kann es hilfreich sein, ein neues paar Bremsbeläge als Referenzwert zu haben und das Rad mit der Bremsscheibe auszubauen, um den Verschleiß zu prüfen. In jedem Fall gilt: Wenn der Bremsbelag nur noch 20 Prozent seiner ursprünglichen Stärke besitzt, ist der Austausch empfehlenswert damit die Felgenflanke (bei Felgenbremsen) oder die Bremsscheibe (bei Scheibenbremsen) nicht beschädigt wird.
Hinweis: Hydraulische Bremsen sind in der Regel deutlich wartungsärmer. Allerdings kann sich hier nach längerer Zeit Luft oder Wasser in der Bremsflüssigkeit befinden, sodass die Flüssigkeit ausgetauscht bzw. das System entlüftet werden muss. Hierzu benötigst du ein spezielles Entlüftungskit. Da dies nur alle paar Jahre geschieht, sollte dies im besten Fall im Rahmen der Inspektion bei einer Fachwerkstatt geschehen.
Schaltung-und-Antrieb-Check
Bauteile im Antriebsbereich wie Kurbeln und Pedale können sich durch die stetige Belastung etwas lösen. Dadurch können unter Umständen lästige Knarzgeräusche beim Pedalieren entstehen. Mit einem Inbusschlüssel kannst du die Verschraubung der Kurbel kontrollieren. Für die Pedale benötigst du häufig noch einen 15er Maulschlüssel. Die Pedale besitzen ein Links- und Rechtsgewinde und werden in Fahrtrichtung befestigt. Hier findest du unser Video zum Thema: Pedale wechseln und montieren | Einfach und schnell Fahrradpedale anbauen
Um den Verschleiß der Kette zu prüfen, benötigst du eine spezielle Kettenlehre. Alternativ kannst du fortgeschrittenen Verschleiß auch an spitzeren beziehungsweise ausgefahrenen Zähnen an Ritzeln und Kettenblättern erkennen. Wie du deine Kettenschaltung einstellen kannst, zeigt dir unser Lucky Guide Patrick im Video: Schaltung und Umwerfer einstellen | Einfach die Fahrradschaltung einstellen.
Rundum-Check und Probefahrt
Nachdem du dein Rad gründlich gereinigt hast, die Räder, Bremsen sowie die Schaltung auf Vordermann gebracht hast, bleibt dir noch die Kontrolle der restlichen Anbauteile. Kontrolliere alle Verschraubungen auf festen Sitz aber beachte dabei das Drehmoment der Schrauben. Mit einem herkömmlichen Inbusschlüssel in den entsprechenden Größen brauchst du nicht viel Kraft um die Schrauben ausreichend festzuziehen.
Überprüfe auch die Funktion deiner Beleuchtung und deines E-Bike-System (sofern vorhanden). Falls du ein Bosch E-Bike besitzt lohnt sich auch Blick in unseren Beitrag: Die häufigsten Probleme am E-Bike.
Genau wie bei jeder Inspektion solltest du am Ende eine Probefahrt machen. Hierbei kannst du nochmal überprüfen, ob alles einwandfrei funktioniert oder ob du nochmal nachbessern musst. Wenn du eine Reparatur oder eine Inspektion von uns durchführen lassen möchtest, kannst du hier einen Termin in unseren deutschlandweiten Filialen vereinbaren.
Ansonsten wünschen wir dir viel Spaß beim Radeln im herrlichen Frühjahr!
Jan K.
Jan entdeckte 2012 durch ein Youtube Video aus dem legendären Whistler Bikepark seine Begeisterung für Mountainbikes. Von seinem Taschengeld kaufte er sich ein Dirtbike und stellte fest, dass ihm nicht nur das Fahren sondern auch das Schrauben am Rad großen Spaß macht. Die logische Konsequenz: Statt zu studieren machte er lieber eine Ausbildung in der Werkstatt der Lucky Bike Filiale in Dortmund. Während der Lehre wuchs auch der eigene Fuhrpark stetig an. Wieviele Fahrräder er mittlerweile besitzt? Das weiß er selbst nicht so genau.
Mit derselben Leidenschaft arbeitet er seit 2019 im Onlinemarketing bei Lucky Bike.