Test: Trek Roscoe 6 2022
In diesem Text werde ich sicher oft das Wort „Reifen“ verwenden. Das soll allerdings nicht wie eine Entschuldigung klingen, denn die Trail-Hardtail-Modelle mit dem Namen Roscoe von Trek sind bekannt für die dickere Bereifung – und den enormen Spaßfaktor. Dennoch darf man sie darauf nicht beschränken. Auch das preisgünstigste Modell der Serie, das Trek Roscoe 6, bietet für 1149,00 Euro mehr als eine tolle Bereifung. Was das „mehr“ ist, erfährst du in unserem Test.
ist
gut
- Breitere „27,5-Plus-Bereifung“ sorgt für viel Traktion und Fahrspaß
- Hochwertiger, aufgeräumter Alu-Rahmen mit toller Lackierung
- Komplette Shimano-Deore-Schaltgruppe
- Tubeless-Ready-Laufräder
- Absenkbare Sattelstütze
so
gut
- - Keine Weiterentwicklung zum Vorjahresmodell
Trek bringt 2022 das bewährte Roscoe 6 ins Rennen
Bevor wir ins prüfende Eingemachte gehen, sollten wir über Treks Strategie bezüglich der neuen Roscoe-Modelle sprechen. Einige von euch werden bei den Bildern vielleicht denken: „Warum zeigst du denn das Roscoe 6 aus 2021?“. Und ganz falsch würdet ihr mit dieser Frage nicht liegen. Ich kann aber beruhigen: Es handelt sich tatsächlich um die aktuelle 2022er-Version des Trek Roscoe 6.
In der Bike-Branche werden solche Modelle als„Durchläufer“ bezeichnet. Trek setzt beim Roscoe 6 also auf nahezu das gleiche Set-Up wie beim Vorjahres-Modell. Anders sieht es bei den Roscoe-Varianten 7, 8 und 9 aus. Diese besitzen in der Neuauflage neben Upgrades einiger Komponenten auch eine andere Rahmengeometrie. Hier hat sich zu den jeweiligen Modellen aus 2021 einiges getan.
Warum Trek beim Roscoe 6 kaum was verändert hat, müsste ich an dieser Stelle spekulieren. So könnte es sein, dass sich Trek in Zukunft mehr auf die höherpreisigen Varianten fokussieren möchte. Was auch immer der Grund, ich bin sehr froh darüber, in 2022 das Trail-Hardtail Roscoe 6 testen kann. Denn es bleibt ein hochwertiges, spaßiges und erschwingliches Trail-Mountainbike.
Mehr als nur dicke Reifen: Der Look des Trek Roscoe 6
Was fällt beim Trek Roscoe 6 besonders ins Auge? Für mich sind das zwei Dinge. Zum einen der Rahmen. Ich konnte in einem unserer Läden bereits den Rahmen in purple-flip begutachten. Wenn das Licht auf die Lackierung trifft, kommt es besonders gut zur Geltung. Aber auch die Farbe des Testmodells in der Kombination grau mit rotem Trek-Schriftzug überzeugt. Die Lackierung ist – typisch Trek – ein absoluter Hingucker. Beide Rahmen wirken darüber hinaus schick, weil alles sehr aufgeräumt und harmonisch verarbeitet ist. Die Züge für Schaltwerk und Variostütze verlaufen genauso im Rahmen wie die Leitung für die hintere Bremse. Der simple 1-fach-Antrieb mit dem einzelnen Kettenblatt vorne an der Kurbel komplettiert den cleanen Look. Eine schöne Randnotiz: Wer möchte kann am Roscoe 6 neben Seitenständer auch einen Gepäckträger anbringen.
Das Markenzeichen des Trek Roscoe 6? Die Bereifung.
Was fällt noch auf? Natürlich die Reifen. Trek verwendet 27,5-Zoll-Reifen von Kenda Havok mit einer Breite von 2,8 Zoll. Das macht nicht nur von der Seite gesehen eine Menge her, auch auf dem Rad mit Blick auf das Vorderrad ist die Bereifung eindrucksvoll. Der Mantel besitzt ein griffiges und breit gesetztes Profil. Somit behältst du auch auf kurvigen Trails Traktion. Nicht zu vergessen: Das Bike kann mit anderen Reifen auch Tubeless gefahren werden. Das erhöht den Pannenschutz nochmal deutlich und verringert auch das Gewicht.
Kommen wir neben Rahmen und Reifen zu den anderen Komponenten. Fangen wir vorne an, bei der Federgabel. Mit der SR Suntour XCM 32 verbaut der Hersteller Trek beim Roscoe 6 zwar keine Luftfeder, wie er es bei den höherpreisigen Schwestermodellen tut, allerdings ist die Federung mit einem Federweg von 120mm und stabiler Steckachse für mich ausreichend. Außerdem hast du die Lock-Out-Funktion, mit der du die Kompression verstellen und die Gabel blockieren kannst. Das Highlight ist für mich die Variostütze von TranzX, die per Knopfdruck in der Höhe abgesenkt werden kann. Natürlich bremst du beim Roscoe 6 mit hydraulischen Scheibenbremsen von Shimano – hinten mit einem Durchmesser von 160mm, vorne sogar mit 180mm.
Zuverlässige Schaltung aus dem Hause Shimano
Der komplette Schaltweg, vom Bedienelement bis hin zur Kassette am Hinterrad ist aus dem Hause Shimano. Trek setzt hierfür auf die Schaltfamilie Deore M4100. Eine, wie ich finde, zurecht sehr beliebte, zuverlässige und langlebige Wahl. Dabei bewegst du an der Kurbel wie bereits erwähnt nur ein Kettenblatt mit 28 Zähnen, hinten glänzt dafür eine Kassette mit zehn Zahnkränzen (11-46). Eine absolut übliche Übersetzung in diesem Segment, welche – in Kombination mit dem28er Kettenblatt – auch für steile Anstiege geeignet ist.
B(e)reit für den Trail: Das Trek Roscoe 6
Kommen wir aber zum Biken mit dem Trek Roscoe 6. Was soll ich sagen? Oft wurde das Bike schon als „Spaßbike“ betitelt. Das kann ich genauso bestätigen. Es macht einfach Spaß, die dicken Reifen unter sich „arbeiten“ zu sehen. Das Handling des Bikes ist phänomenal. Das liegt vor allem an der Kombination zwischen den sehr satten Reifen, die unheimlich viel Traktion bieten aber auch am kurzen Vorbau. Zusammen mit dem breiten Lenker hast du stets alles im Griff. Es wirkt wie ein guter Mix, der sowohl für erfahrene Trail-Biker als auch für Anfänger perfekt ist. Wenn ich entspannt ein Stück auf Asphalt oder ähnlich glattem Untergrund fahre, ist der Komfort durch die Laufruhe der Räder enorm.
Natürlich hast du mit dem Roscoe 6 durch die dickeren Reifen mehr Kontakt zum Boden, was für längere und schnelle Touren eher ungeeignet ist. Aber seien wir ehrlich. Dafür wurde das Bike auch nicht konzipiert. Es macht gerade bei den Feld- und Waldwegen, die ich fahren durfte, eine super Figur. Leider kann ich beim Testen des Bikes keine echten Singletrails fahren, aber eine kleine Strecke durch den Wald mit einzelnen Steinen, Zweigen und Wurzeln war drin. Das Trek Roscoe 6 kann über die Dinge, die im Weg liegen nur müde lächeln, und rollt entspannt über sie hinweg. Und dabei hatte ich im Test mit 2,0 Bar noch verhältnismäßig viel Luft im Reifen. Besonders angenehm war für mich die vom Lenker aus verstellbare Sattelstütze, die während meiner kleinen Fahrt zuverlässig ihre Arbeit verrichtet hat.
Über die Schaltung lässt sich im kurzen Test nur so viel sagen: Sie funktioniert einwandfrei, wechselt angenehm straff die Gänge. Da ich andere Bikes mit ähnlichen Schaltkomponenten kenne, gehe ich auch bei diesen davon aus, dass sie bei regelmäßiger Pflege sehr lange und zuverlässig arbeiten werden. Das gilt natürlich auch für die Scheibenbremsen. Egal, ob ich sie kontrolliert nutze und weich dosiere oder eine Vollbremsung hinlege. Letzteres macht nochmal anders Laune, wenn unter dir dicke Schlappen plötzlich zum Stehen gebracht werden.
Insgesamt habe ich nicht das Gefühl, dass Trek an einer Stelle gespart haben könnte. Die Auswahl aller Komponenten passt hervorragend. Meistens habe ich beim Testen von Rädern einen „Ach, irgendwie schade“-Moment. Beim Trek Roscoe 6 2022 bleibt dieser komplett aus.
Spaßiges Trail-MTB
Fassen wir nochmal zusammen: Das Trek Roscoe bietet dank der dicken Reifen Komfort, Traktion und jede Menge Spaß. Außerdem setzt Trek auf gute Shimano-Komponenten bei Schaltung und Bremsen und gibt dir als Fahrer eine verstellbare Sattelstütze unter den Allerwertesten. Dazu sieht das Rad top verarbeitet aus und kommt in schöner Lackierung daher. Für den Preis von 1149,00 Euro bleibt für mich kein Wunsch mehr offen. Einziger Wermutstropfen ist natürlich die fehlende Weiterentwicklung zum Vorjahr. Das ist allerdings Meckern auf hohem Niveau. Wer sich noch als Anfänger sieht, aber Lust auf den nächsten Step hat, sollte sich mit dem Roscoe 6 befassen. Aber auch erfahrenen Mountainbikern rate ich sich dieses Bike mal anzuschauen, denn mit dem richtigen Können verspricht das Bike eine Menge Spaß.
Wenn du dir nicht sicher bist, ob dir das Trek Roscoe 6 wirklich zusagt, schau dir unbedingt auch die anderen MTB-Modelle von Trek an, zum Beispiel Trek Marlin 7 und 8. Preislich befinden sie sich sogar etwas darunter und könnten für dich auf der Suche nach einem modernen MTB mit 1-fach-Antrieb eine Alternative sein. Außerdem könnten auch die preislichen höher angesetzten Trek-Roscoe-Bikes (7, 8 und 9) etwas für dich sein, wenn du eine noch höhere Trailtauglichkeit suchst.
Matthias
Schon als Kind im flachen Ostfriesland war das Rad das Fortbewegungsmittel Nr. 1.
Mittlerweile hat es ihn ins Rheinland in den Großstadtdschungel Düsseldorf verschlagen, aber auch hier hat sich eines nicht geändert: Das Bike ist immer dabei. Neben den alltäglichen Touren fährt er regelmäßig mit dem Rennrad in den niederrheinischen Weiten.